Où vas-tu donc, mon cœur?
Le vagabond
Une femme a passé
Arrière-été
Le monde est méchant
Obsession
Soir
l'espoir de vivre – die Hoffnung auf Leben

Das Album l’espoire de vivre gibt es auch auf den folgenden Streamingdiensten:

Seit 2020 setzen sich die Musikerinnen Nina Gurol (Klavier) und Derya Atakan (Gesang) intensiv mi Alfred Tokayers musikalischem Schaffen auseinander. Die im August 2023 im Johann-Sebastian-Bach Saal im Schloss Köthen entstandenen Aufnahmen seiner Lieder sind Teil der Ausstellung „Auf den Spuren Alfred Tokayers“, welche seit 2021 in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der AG „Stolpersteine/Jüdisches Leben“ der Freien Schule Anhalt in Köthen (Anhalt) und ihrer Lehrerin Ari Schramm erarbeitet und gestaltet wurde.

© Christian Korn

Zur Person Alfred Tokayer

„Wir wissen nicht, was uns die Zukunft bringt, aber wir werden versuchen sie mit so viel Courage und Hoffnung zu leben, wie wir es auch in besseren Zeiten getan hätten“.

Dieses Zitat geht aus einem der letzten Briefe Alfred Tokayers (1900-1943) an einen Freund hervor und repräsentiert seine hoffnungsvolle Haltung zum Leben trotz der Entwürdigung. Alfred Tokayer wurde 1900 in Köthen geboren und wuchs am Buttermarkt auf. Nach dem Abitur studierte er in Berlin und Frankfurt Volkswirtschaft, Philosophie und Musik, später wurde er Schüler des berühmten Komponisten Ernst Toch. Der außergewöhnlich begabte junge Mann fand schnell seine erste Stelle als Kapellmeister am Bremer Theater, später ging er nach Berlin und arbeitete u.a. an der Berliner Volksoper mit der Theaterlegende Max Reinhardt.

1935 floh Tokayer nach Frankreich, wo er als Flüchtling nicht arbeiten durfte. Ein Filmmusikauftrag brachte ihn schließlich nach London und kurz vor dem Krieg gewann er 1938 in Paris einen Klavierwettbewerb von Radio France. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges meldete er sich zum Dienst im französischen Heer und wurde als Ausländer zur Fremdenlegion geschickt, dirigierte aber sogar während seines Einsatzes dort eine seiner Kompositionen im marokkanischen Rundfunk. Inzwischen verloren seine Eltern ihr Geschäft am Buttermarkt in Köthen (Anhalt) und wurden ebenfalls vertrieben.

Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde Alfred Tokayer nach mehreren Aufenthaltswechseln bei einem Fluchtversuch, der über Lissabon nach London führen sollte, von den Nationalsozialisten verhaftet. Im Internierungslager traf er durch Zufall seine Eltern wieder. Am 25.03.1943 erfolgte die Deportation in das Vernichtungslager Sobibor in Polen, wo er vermutlich bereits kurz nach seiner Ankunft ermordet wurde. Tokayer hinterließ unter anderem eine in Paris entstandene Sammlung von Klavierliedern in französischer Sprache.

Zu den Künstlerinnen

Die Sopranistin Derya Atakan bewegt sich in ihrer Arbeit an der Schnittstelle zwischen Performance, Sprache und Operngesang. Zu erleben war sie in Liederabenden bei den Bachfesttagen Köthen, den Weilburger Schlosskonzerten in der Stückentwicklung „Becoming Maria C.“, beim Heidelberger Frühling, Beethovenfest Bonn und bei den Montforter Zwischentönen. Ihre Ausbildung begann sie zunächst als Jungstudentin an der HfM Würzburg bei Cheryl Studer, welche sie dann an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin bei Britta Schwarz und Júlia Várady und am Pariser CNSMD fortführte. Derya Atakan war u.a. Stipendiatin des Mozartfest Würzburg, der Bayreuther Festspiele, des Vielklang-Festivals Tübingen und wurde 2022 für das Internationale Caroline-Neuber-Stipendium der Stadt Leipzig nominiert. Zu hören war sie bisher u.a. als Gast in der Berliner Philharmonie, dem Sorbischen Nationalensemble, Volksbühne Berlin, im Gropius Bau Berlin, Royal Botanic Garden Edinburgh und den Uferstudios Berlin. An der Neuköllner Oper wirkte sie an den Produktionen Giovanni. Eine Passion, Moon Music III und „Ein hellblauer Tag“ mit.

Vom „geradezu hinreißend weichen, fast schmelzenden Anschlag – ganz in der großen Tradition eines Claudio Arrau“ der Pianistin schwärmt die Presse sichtlich beeindruckt. Nina Gurol, Stipendiatin u.a. der Deutschen Stiftung Musikleben, gehört zu einer wichtigen Generation junger Musiker, die die Konzertlandschaft entscheidend beeinflussen und zukunftsweisend prägen. Die Suche nach Schnittstellen zwischen Musik, Gesellschaft, existenziellen Lebensthemen – insbesondere der menschlichen Vergänglichkeit, dem Tod, der Trauer – und damit Fragen nach Verletzlichkeit und Nähe im Konzertsaal steht im Vordergrund ihrer Arbeit als Pianistin und Konzertkuratorin. Ihre große Leidenschaft gehört der zeitgenössischen Musik, welche durch die regelmäßige Zusammenarbeit mit Tamara Stefanovich und Pierre-Laurent Aimard geprägt wurde. Sie studierte bei Prof. Gesa Lücker an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und promoviert aktuell an der Hochschule für Musik Karlsruhe zur Affektivität von Musik in transkulturellen Trauerprozessen. Neben ihrer pianistischen Tätigkeit ist sie außerdem als Kuratorin für innovative und kunst-soziale Konzertprojekte, sowie ehrenamtlich als Sterbebegleiterin tätig. Vielfach, auch international ausgezeichnet konzertierte Nina in den vergangenen Jahren nicht nur in vielen Ländern Europas, sondern auch in den USA, Russland und China sowie in Sälen wie dem Mariinsky Theater St. Petersburg, der Elbphilharmonie Hamburg, der Philharmonie Köln, der Philharmonie Essen, dem Beethoven Haus Bonn und in dem Guotai Arts Center Chongqings. Es erfolgten Konzerteinladungen u.a. zum Klavierfestival Ruhr, dem ACHT BRÜCKEN Festival und den Köthener Bachfesttagen.