Man nehme ein Schloss, ein Schloss, das zwischen alt und neu auf seine Zukunft wartet, in dem saniert und geplant, geträumt und zelebriert wird, ein Schloss, das ein wichtiger Ort der Stadt ist, ein Ort der Erinnerungen und der Feste, der Gemeinschaft und der Kunst.
Dann schicke man eine Choreografin mit argentinischen Wurzeln in dieses Schloss, nehme einen Architekten aus Uruguay hinzu, der auch Videokünstler ist und gewähre den beiden Zugang zu allen Räumen. Und dann lässt man sich überraschen.
Als wir den Antrag zum Projekt „Bewegtes Schloss“ zum ersten Mal in der Hand hielten, fanden wir sehr spannend, was Celia Millan und Hector Solari vorhatten: Das Schloss tänzerisch inszenieren. – Sie planten ein „unkonventionelles, tänzerisches Portrait, das eine neue Sicht der inneren und äußeren Architektur des Schlosses schafft“.
Celia Millan ist freischaffende Tänzerin, Choreografin Dozentin und auf der ganzen Welt aktiv. Sie arbeitete bereits in Deutschland, Österreich, Russland, Argentinien, Peru, Kolumbien, Kuba und nun auch in Köthen. Hector Solari ist Architekt und Dozent an der Palucca-Hochschule für Tanz in Dresden. Er arbeitet als Künstler mit verschiedenen Medien. Ihr beeindruckender Lebenslauf ließ natürlich gespannt sein, auf das, was sie vorhatten. Aber was genau das bedeuten sollte, konnten wir vom Projektbüro uns noch nicht vorstellen.
Zuallererst einmal bedeutete es Arbeit: Anträge mussten gestellt, Räume mussten besichtigt werden, die Choreografie und Dramaturgie wollten entwickelt sein und die Tänzerinnen mussten vorbereitet werden – Tänzerinnen, die erstmal gefunden werden mussten und zwar relativ zügig, weil die Ferien anstanden.
Da erwies sich die Kontaktaufnahme mit Frau Schröder, der Trainerin der Tanzgruppe des Ludwigsgymnasiums als Segen. Und was für eine Trainerin: Tough, konzentriert und hochprofessionell. Die Tänzerinnen standen sofort bereit, trainierten fleißig und eroberten in den letzten drei Tagen vor den Sommerferien das Schlossgelände. Verstärkt wurden sie durch Tänzerinnen aus Dessau, die mit Celia bereits im Bauhaus-Projekt Mecanik gearbeitet haben.
Drei Tage im Juni – der große Rausch. An diesen drei Tagen wurden in den verschiedensten Räumen des Schlosses Tanzszenen aufgenommen. Immer an ihrer Seite war dabei der Herr über die Schlüssel – Herr Emler. Es war eine ganz bewegende Arbeit im Schloss. Eine Tänzerin schrieb später: „Mir hat das Projekt viel Spaß gemacht und es brachte mich in meiner tänzerischen Leistung weiter, da es sehr ungewohnt war, vor der Kamera zu stehen und alle verlassen sich auf einander, dass es funktioniert. Wir waren sehr nervös und ängstlich, einen Fehler zu machen. Diese Gefühle überwanden wir gemeinsam nach den ersten paar Minuten des Drehs.“
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Es wurde getanzt, nach Plan und improvisiert in Gängen und Kellern, dem Amtsgerichtssaal, drinnen und draußen (immer auf der Flucht vor dem nahenden Gewitter) und selbst der Spiegelsaal stand zur Verfügung.
Vielen Dank an Frau Friedrich und ihr Team von der KKM und den Museen, an Julia Pulst, die die ganzen Anträge zur Nutzung vorbereitet hat und an Emi, wie gesagt, den Herrn der Schlüssel. Und an Frau Schröder und ihre Tänzerinnen, ohne die das ganze Projekt nicht möglich gewesen wäre.
Am 7. Oktober wurde das Ergebnis von wochenlanger Vorbereitung, drei Drehtagen und intensiver Nacharbeit vorgestellt. Entstanden ist ein Schlossportrait, das irritiert, überrascht und verzaubert.
Der Tanz in den alten und neuen Räumen wirft existentielle Fragen auf. Man erkennt, dass die Vergangenheit, die Grundlage unserer Gegenwart ist und dass die Zukunft in den Bewegungen der Menschen steckt.
Das Stakkato im weißen Keller macht aus den Schritten der Tanzenden Mut oder Wut. Das Wiegen im Gang zeigt, wie Hin und Her gerissen die Jugend ist. Wie trubelig das Miteinander und die Suche nach dem eigenen Weg. All das kann man sehen, wenn man will.
Ein inspirierendes Werk, das durch Kreativität, Können und Kooperation entstanden ist und das dem Schloss eine geheimnisvolle Facette gibt. Denn auch, wenn dieses Werk ohne Worte auskommt, so scheint es doch ein Gedicht zu sein.
Zum Video „Bach bewegt“ geht es hier.
Projektbüro Schlossbund
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